Wollen Sie die Stelle oder Ihr Kind? Allein oder mit den Eltern zum Vorstellungsgespräch

Personalsachbearbeiter haben im Laufe ihres Berufslebens sicherlich schon so manches erlebt. Bei Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz lässt das auffallend „erwachsenes“ Anschreiben eines 16-jährigen Bewerber auf Helikopter- Eltern schließen - oder auf einen besonders strebsamen Jugendlichen. Aufschlussreicher sind dann die Vorstellungsgespräche.

Text: Christel Zidi
Illustration: Anke Kemper

Bewerber 1

„Gucken Sie sich nur mal diese Zeichnungen an, echte Kunstwerke“, setzt sich Frau Schulte-Meier für ihren Sohn ein, „das müssen Sie doch auch zugeben.“ Während die Mutter seine Kinderzeichnungen vorlegt, sitzt Sven-Thorsten zusammengesunken auf dem Bürostuhl zwischen den Eltern und verdreht die Augen. Ein leichter Knuff von der Seite und die lautlose, nur mit den Lippen der Mutter geformte Ansage: „Sitz gerade!“. Der Sachbearbeiter wendet sich direkt an den jungen Bewerber: „Warum möchtest Du denn diesen Beruf lernen?“ „Äh, ja, also…“ Das hat schon viel zu lange gedauert, Herr Meier springt ein: „Mein Sohn rechnet nämlich auch ganz gut. Das ist doch wichtig in Ihrer Firma. Kenn ich auch von mir. Wissen Sie, ich habe einen Handwerksbetrieb…“ Frau Schulte-Meier greift ein: „Hermann, das tut hier nicht zur Sache.“ Und sie zählt weitere Eigenschaften ihres Sohnes auf: „Na, im Sport ist unser Sven-Thorsten nicht so gut – hat er wohl von seinem Vater (zu dem sie stirnrunzelnd blickt). Aber er ist immer freundlich zu unseren Nachbarn, besonders zu der hübschen Frau Müller, die letzte Woche eingezogen ist.“ „Mama!!!“ - endlich auch ein Kommentar des Sohnemanns. „Stimmt doch“, ergänzt Frau Schulte Meier leise. „Der Sachbearbeiter macht sich Notizen: „Eltern sehr aktiv im Bewerbungsprozess. Bewerber eher zurückhaltend.“ Plötzlich geht die Tür auf: der Firmenchef persönlich kommt herein: „Ach, Frau Schulte, Herr Schulte. Wie geht es Ihnen? Der Eichen-Parkettboden, den Ihre Leute verlegt haben, passt wirklich super in unser bescheidenes Zuhause. Bin sehr zufrieden.“ Schon wendet er sich wieder zur Tür, dreht sich aber noch einmal halb um und macht dem Sachbearbeiter ein zustimmendes Zeichen. Als die Familie Schulte sich wieder auf den Rückweg macht, sind sich die Eltern einig: „Siehst Du, war doch gut, dass wir mitgekommen sind.“ Und war doch gut, dass sie nicht auf die Frau am Telefon gehört haben, die fragte: „Wollen Sie jetzt die Stelle oder Ihr Kind?“

Bewerber 2

Felix, 16 Jahre alt. Ziemlich nervös sitzt er mit seiner dicken Bewerbungsmappe auf dem Flur. Schon eine halbe Stunde vor dem Termin war er da. Endlich wird er aufgerufen. Er spürt den Blick des Sachbearbeiters, der vom Scheitel bis zur Sohle geht. Markenklamotten besitzt er keine, aber seine Haare sind gekämmt, seine Kleidung sauber und ordentlich. Ein wenig einschüchternd wirkt sein Gegenüber schon. Aber was soll´s. „Wenn Du etwas erreichen willst, musst Du auch dafür kämpfen. Und kämpfen muss man meist allein. Gewöhn dich dran“, hatte ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben. Ein wenig hätte er sich schon gewünscht, wenn er ihn wenigstens bis zur Firma gefahren hätte… Der Sachbearbeiter will wissen, warum er sich gerade für diesen Beruf entschieden hat. Und weil es sein Traumberuf ist, kann er ihm das auch ganz genau erklären. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus, das Gesicht des Sachbearbeiters wird immer offener und freundlicher. Jetzt ist er es, der einen Zustimmungsvermerk auf die Akte setzt.

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Wollen Sie die Stelle oder Ihr Kind? Allein oder mit den Eltern zum Vorstellungsgespräch

Personalsachbearbeiter haben im Laufe ihres Berufslebens sicherlich schon so manches erlebt. Bei Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz lässt das auffallend „erwachsenes“ Anschreiben eines 16-jährigen Bewerber auf Helikopter- Eltern schließen - oder auf einen besonders strebsamen Jugendlichen. Aufschlussreicher sind dann die Vorstellungsgespräche.

Text: Christel Zidi
Illustration: Anke Kemper

Bewerber 1

„Gucken Sie sich nur mal diese Zeichnungen an, echte Kunstwerke“, setzt sich Frau Schulte-Meier für ihren Sohn ein, „das müssen Sie doch auch zugeben.“ Während die Mutter seine Kinderzeichnungen vorlegt, sitzt Sven-Thorsten zusammengesunken auf dem Bürostuhl zwischen den Eltern und verdreht die Augen. Ein leichter Knuff von der Seite und die lautlose, nur mit den Lippen der Mutter geformte Ansage: „Sitz gerade!“. Der Sachbearbeiter wendet sich direkt an den jungen Bewerber: „Warum möchtest Du denn diesen Beruf lernen?“ „Äh, ja, also…“ Das hat schon viel zu lange gedauert, Herr Meier springt ein: „Mein Sohn rechnet nämlich auch ganz gut. Das ist doch wichtig in Ihrer Firma. Kenn ich auch von mir. Wissen Sie, ich habe einen Handwerksbetrieb…“ Frau Schulte-Meier greift ein: „Hermann, das tut hier nicht zur Sache.“ Und sie zählt weitere Eigenschaften ihres Sohnes auf: „Na, im Sport ist unser Sven-Thorsten nicht so gut – hat er wohl von seinem Vater (zu dem sie stirnrunzelnd blickt). Aber er ist immer freundlich zu unseren Nachbarn, besonders zu der hübschen Frau Müller, die letzte Woche eingezogen ist.“ „Mama!!!“ - endlich auch ein Kommentar des Sohnemanns. „Stimmt doch“, ergänzt Frau Schulte Meier leise. „Der Sachbearbeiter macht sich Notizen: „Eltern sehr aktiv im Bewerbungsprozess. Bewerber eher zurückhaltend.“ Plötzlich geht die Tür auf: der Firmenchef persönlich kommt herein: „Ach, Frau Schulte, Herr Schulte. Wie geht es Ihnen? Der Eichen-Parkettboden, den Ihre Leute verlegt haben, passt wirklich super in unser bescheidenes Zuhause. Bin sehr zufrieden.“ Schon wendet er sich wieder zur Tür, dreht sich aber noch einmal halb um und macht dem Sachbearbeiter ein zustimmendes Zeichen. Als die Familie Schulte sich wieder auf den Rückweg macht, sind sich die Eltern einig: „Siehst Du, war doch gut, dass wir mitgekommen sind.“ Und war doch gut, dass sie nicht auf die Frau am Telefon gehört haben, die fragte: „Wollen Sie jetzt die Stelle oder Ihr Kind?“

Bewerber 2

Felix, 16 Jahre alt. Ziemlich nervös sitzt er mit seiner dicken Bewerbungsmappe auf dem Flur. Schon eine halbe Stunde vor dem Termin war er da. Endlich wird er aufgerufen. Er spürt den Blick des Sachbearbeiters, der vom Scheitel bis zur Sohle geht. Markenklamotten besitzt er keine, aber seine Haare sind gekämmt, seine Kleidung sauber und ordentlich. Ein wenig einschüchternd wirkt sein Gegenüber schon. Aber was soll´s. „Wenn Du etwas erreichen willst, musst Du auch dafür kämpfen. Und kämpfen muss man meist allein. Gewöhn dich dran“, hatte ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben. Ein wenig hätte er sich schon gewünscht, wenn er ihn wenigstens bis zur Firma gefahren hätte… Der Sachbearbeiter will wissen, warum er sich gerade für diesen Beruf entschieden hat. Und weil es sein Traumberuf ist, kann er ihm das auch ganz genau erklären. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus, das Gesicht des Sachbearbeiters wird immer offener und freundlicher. Jetzt ist er es, der einen Zustimmungsvermerk auf die Akte setzt.

Wollen Sie die Stelle oder Ihr Kind? Allein oder mit den Eltern zum Vorstellungsgespräch

Personalsachbearbeiter haben im Laufe ihres Berufslebens sicherlich schon so manches erlebt. Bei Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz lässt das auffallend „erwachsenes“ Anschreiben eines 16-jährigen Bewerber auf Helikopter- Eltern schließen - oder auf einen besonders strebsamen Jugendlichen. Aufschlussreicher sind dann die Vorstellungsgespräche.

Text: Christel Zidi
Illustration: Anke Kemper

Bewerber 1

„Gucken Sie sich nur mal diese Zeichnungen an, echte Kunstwerke“, setzt sich Frau Schulte-Meier für ihren Sohn ein, „das müssen Sie doch auch zugeben.“ Während die Mutter seine Kinderzeichnungen vorlegt, sitzt Sven-Thorsten zusammengesunken auf dem Bürostuhl zwischen den Eltern und verdreht die Augen. Ein leichter Knuff von der Seite und die lautlose, nur mit den Lippen der Mutter geformte Ansage: „Sitz gerade!“. Der Sachbearbeiter wendet sich direkt an den jungen Bewerber: „Warum möchtest Du denn diesen Beruf lernen?“ „Äh, ja, also…“ Das hat schon viel zu lange gedauert, Herr Meier springt ein: „Mein Sohn rechnet nämlich auch ganz gut. Das ist doch wichtig in Ihrer Firma. Kenn ich auch von mir. Wissen Sie, ich habe einen Handwerksbetrieb…“ Frau Schulte-Meier greift ein: „Hermann, das tut hier nicht zur Sache.“ Und sie zählt weitere Eigenschaften ihres Sohnes auf: „Na, im Sport ist unser Sven-Thorsten nicht so gut – hat er wohl von seinem Vater (zu dem sie stirnrunzelnd blickt). Aber er ist immer freundlich zu unseren Nachbarn, besonders zu der hübschen Frau Müller, die letzte Woche eingezogen ist.“ „Mama!!!“ - endlich auch ein Kommentar des Sohnemanns. „Stimmt doch“, ergänzt Frau Schulte Meier leise. „Der Sachbearbeiter macht sich Notizen: „Eltern sehr aktiv im Bewerbungsprozess. Bewerber eher zurückhaltend.“ Plötzlich geht die Tür auf: der Firmenchef persönlich kommt herein: „Ach, Frau Schulte, Herr Schulte. Wie geht es Ihnen? Der Eichen-Parkettboden, den Ihre Leute verlegt haben, passt wirklich super in unser bescheidenes Zuhause. Bin sehr zufrieden.“ Schon wendet er sich wieder zur Tür, dreht sich aber noch einmal halb um und macht dem Sachbearbeiter ein zustimmendes Zeichen. Als die Familie Schulte sich wieder auf den Rückweg macht, sind sich die Eltern einig: „Siehst Du, war doch gut, dass wir mitgekommen sind.“ Und war doch gut, dass sie nicht auf die Frau am Telefon gehört haben, die fragte: „Wollen Sie jetzt die Stelle oder Ihr Kind?“

Bewerber 2

Felix, 16 Jahre alt. Ziemlich nervös sitzt er mit seiner dicken Bewerbungsmappe auf dem Flur. Schon eine halbe Stunde vor dem Termin war er da. Endlich wird er aufgerufen. Er spürt den Blick des Sachbearbeiters, der vom Scheitel bis zur Sohle geht. Markenklamotten besitzt er keine, aber seine Haare sind gekämmt, seine Kleidung sauber und ordentlich. Ein wenig einschüchternd wirkt sein Gegenüber schon. Aber was soll´s. „Wenn Du etwas erreichen willst, musst Du auch dafür kämpfen. Und kämpfen muss man meist allein. Gewöhn dich dran“, hatte ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben. Ein wenig hätte er sich schon gewünscht, wenn er ihn wenigstens bis zur Firma gefahren hätte… Der Sachbearbeiter will wissen, warum er sich gerade für diesen Beruf entschieden hat. Und weil es sein Traumberuf ist, kann er ihm das auch ganz genau erklären. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus, das Gesicht des Sachbearbeiters wird immer offener und freundlicher. Jetzt ist er es, der einen Zustimmungsvermerk auf die Akte setzt.

Wollen Sie die Stelle oder Ihr Kind? Allein oder mit den Eltern zum Vorstellungsgespräch

Personalsachbearbeiter haben im Laufe ihres Berufslebens sicherlich schon so manches erlebt. Bei Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz lässt das auffallend „erwachsenes“ Anschreiben eines 16-jährigen Bewerber auf Helikopter- Eltern schließen - oder auf einen besonders strebsamen Jugendlichen. Aufschlussreicher sind dann die Vorstellungsgespräche.

Text: Christel Zidi
Illustration: Anke Kemper

Bewerber 1

„Gucken Sie sich nur mal diese Zeichnungen an, echte Kunstwerke“, setzt sich Frau Schulte-Meier für ihren Sohn ein, „das müssen Sie doch auch zugeben.“ Während die Mutter seine Kinderzeichnungen vorlegt, sitzt Sven-Thorsten zusammengesunken auf dem Bürostuhl zwischen den Eltern und verdreht die Augen. Ein leichter Knuff von der Seite und die lautlose, nur mit den Lippen der Mutter geformte Ansage: „Sitz gerade!“. Der Sachbearbeiter wendet sich direkt an den jungen Bewerber: „Warum möchtest Du denn diesen Beruf lernen?“ „Äh, ja, also…“ Das hat schon viel zu lange gedauert, Herr Meier springt ein: „Mein Sohn rechnet nämlich auch ganz gut. Das ist doch wichtig in Ihrer Firma. Kenn ich auch von mir. Wissen Sie, ich habe einen Handwerksbetrieb…“ Frau Schulte-Meier greift ein: „Hermann, das tut hier nicht zur Sache.“ Und sie zählt weitere Eigenschaften ihres Sohnes auf: „Na, im Sport ist unser Sven-Thorsten nicht so gut – hat er wohl von seinem Vater (zu dem sie stirnrunzelnd blickt). Aber er ist immer freundlich zu unseren Nachbarn, besonders zu der hübschen Frau Müller, die letzte Woche eingezogen ist.“ „Mama!!!“ - endlich auch ein Kommentar des Sohnemanns. „Stimmt doch“, ergänzt Frau Schulte Meier leise. „Der Sachbearbeiter macht sich Notizen: „Eltern sehr aktiv im Bewerbungsprozess. Bewerber eher zurückhaltend.“ Plötzlich geht die Tür auf: der Firmenchef persönlich kommt herein: „Ach, Frau Schulte, Herr Schulte. Wie geht es Ihnen? Der Eichen-Parkettboden, den Ihre Leute verlegt haben, passt wirklich super in unser bescheidenes Zuhause. Bin sehr zufrieden.“ Schon wendet er sich wieder zur Tür, dreht sich aber noch einmal halb um und macht dem Sachbearbeiter ein zustimmendes Zeichen. Als die Familie Schulte sich wieder auf den Rückweg macht, sind sich die Eltern einig: „Siehst Du, war doch gut, dass wir mitgekommen sind.“ Und war doch gut, dass sie nicht auf die Frau am Telefon gehört haben, die fragte: „Wollen Sie jetzt die Stelle oder Ihr Kind?“

Bewerber 2

Felix, 16 Jahre alt. Ziemlich nervös sitzt er mit seiner dicken Bewerbungsmappe auf dem Flur. Schon eine halbe Stunde vor dem Termin war er da. Endlich wird er aufgerufen. Er spürt den Blick des Sachbearbeiters, der vom Scheitel bis zur Sohle geht. Markenklamotten besitzt er keine, aber seine Haare sind gekämmt, seine Kleidung sauber und ordentlich. Ein wenig einschüchternd wirkt sein Gegenüber schon. Aber was soll´s. „Wenn Du etwas erreichen willst, musst Du auch dafür kämpfen. Und kämpfen muss man meist allein. Gewöhn dich dran“, hatte ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben. Ein wenig hätte er sich schon gewünscht, wenn er ihn wenigstens bis zur Firma gefahren hätte… Der Sachbearbeiter will wissen, warum er sich gerade für diesen Beruf entschieden hat. Und weil es sein Traumberuf ist, kann er ihm das auch ganz genau erklären. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus, das Gesicht des Sachbearbeiters wird immer offener und freundlicher. Jetzt ist er es, der einen Zustimmungsvermerk auf die Akte setzt.

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