...Ersatz von Altanlagen wichtigster Beitrag des Landes zum Klimaschutz / Nordrhein-Westfalen wird Schrittmacher bei CO2-Einsparungen / 81 Millionen t pro Jahr
Das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie teilt mit:
Düsseldorf/Essen. Die Landesregierung wird unverzüglich Gespräche mit den nordrhein-westfälischen Kraftwerksbetreibern aufnehmen, um so schnell wie möglich im Rahmen konkreter Verhandlungen zu verbindlichen Vereinbarungen über die Stilllegung, bzw. den Ersatz alter, ineffizient arbeitender Kraftwerksblöcke zu kommen. Das kündigte heute, 5. Mai 2008, die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben vor den rund 300 Fachleuten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung beim Klima- und Energiekongress "Klimaschutz als Chance" des Wirtschaftsministeriums in Essen an.
"Die Erneuerung des Kraftwerksparks ist für uns der wichtigste, landesspezifische Beitrag zum Klimaschutz, hier müssen wir schnell zu vorzeigbaren Ergebnissen kommen, wenn wir messbare Erfolge in Sachen Klimaschutz erreichen wollen", erklärte die Wirtschaftsministerin weiter. Insgesamt werden in Nordrhein-Westfalen 43 Prozent der Gesamtstrommenge aus Braunkohle, 32 Prozent aus Steinkohle erzeugt. Damit ist der Beitrag, den Nordrhein-Westfalen auf diesem Sektor leisten kann im Vergleich zum Bundesgebiet, wo 25 Prozent aus Braunkohle und 22 Prozent aus Steinkohle gewonnen werden, überproportional.
Die Wirtschaftsministerin stellte bei dem Kongress die Energie- und Klimaschutzstrategie des Landes zur Diskussion: "Wir haben uns sehr ehrgeizige, aber realistische Ziele bis zum Jahr 2020 vorgenommen. Dabei haben wir sehr bewusst Wert darauf gelegt, konservativ und belastbar zu planen und zu rechnen", so noch einmal die Ministerin.
Nach dieser Strategie wird Nordrhein-Westfalen in Sachen Klimaschutz die Führungsrolle in Deutschland übernehmen. Die Landesregierung hat auf Vorschlag der Wirtschafts- und Energieministerin Christa Thoben jetzt eine ambitionierte Energie- und Klimaschutzstrategie beschlossen. Mit dem umfangreichen Maßnahmen- und Handlungspaket sollen die energiebedingten CO2-Emissionen in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2020 um 81 Millionen Tonnen gegenüber 2005 gesenkt werden.
Damit erreicht die in Nordrhein-Westfalen angestrebte CO2-Reduktion rund 44 Prozent des von der Bundesregierung bis 2020 vorgesehenen Einsparvolumens. Nordrhein-Westfalen ist an den energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland mit rund 35 Prozent beteiligt.
Die Bundesregierung hatte sich mit den sogenannten Meseberger Beschlüssen vom August 2007 eine Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2020 um bundesweit mindestens 37 Prozent gegenüber 1990 vorgenommen und damit unter den Vertragsstaaten der Weltklimakonferenz auf Bali das ambitionierteste Ziel formuliert.
Ziel der nordrhein-westfälischen Energie- und Klimaschutzstrategie ist es, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Reduktion von CO2-Emissionen zu erreichen. Dies soll durch folgende Ziele und Maßnahmen verwirklicht werden:
- den Verbrauch von Energie reduzieren,
- den Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieversorgung steigern,
- die Effizienz vor allem in der Verstromung fossiler Energieträger erhöhen,
- die dafür notwendigen Technologien erforschen, entwickeln und in den
Markt einführen und - den internationalen Energietechnologietransfer forcieren.
Mit diesen Elementen wird Nordrhein-Westfalen eine Minderung der CO2-Emissionen bis 2020 um die o.g. 81 Mio. t gegenüber 2005 erreichen.
Diese Reduktionsmenge setzt sich wie folgt zusammen:
- Die in den Meseberger Beschlüssen der Bundesregierung vorgesehenen bundesweit wirkenden Maßnahmen führen in Nordrhein-Westfalen zu einer Senkung der CO2-Emissionen um etwa 36 Mio. t gegenüber 2005.
- Neben den Meseberger Maßnahmen wird die Landesregierung mit einem landesspezifischen Maßnahmenpaket weitere CO2-Reduktionen von rund 15 Mio. t gegenüber 2005 erreichen.
- Den wichtigsten landesspezifischen Beitrag zum Klimaschutz kann die Erneuerung des Kohlekraftwerksparks leisten. Der sukzessive Ersatz alter Kraftwerke durch neue, hocheffiziente Kraftwerke soll in Nordrhein-Westfalen zu CO2-Einsparungen in der Größenordnung von 30 Mio. t bis 2020 gegenüber 2005 führen.
Wirtschaftsministerin Christa Thoben wird zeitnah Verhandlungen mit der Kraftwerkswirtschaft zur Modernisierung des Kraftwerksparks in Nordrhein-Westfalen aufnehmen, damit so schnell wie möglich Altanlagen durch moderne hocheffiziente Kraftwerke ersetzt werden.
"Wir betrachten den Klimaschutz als industriepolitische Chance für technologische Innovationen, mit denen wir den Exportchancen unserer Wirtschaft in Zeiten des weltweiten Kampfes gegen den Klimawandel zusätzlichen Schub geben können. Für die Landesregierung sind Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit dabei gleichrangige Ziele. Wir setzen auf den absoluten Vorrang wirtschaftlichen Klimaschutzes, also solcher Maßnahmen, die sich in einem absehbaren Zeitraum amortisieren können", so Ministerin Christa Thoben.
Die Landesregierung erwartet allein in der regenerativen Energiewirtschaft eine Umsatzsteigerung von 4,5 auf 15 Mrd. Euro und eine Steigerung der Beschäftigtenzahl von heute 18.500 auf 40.000 im Jahre 2020. Diese Branche hat zum Teil beachtliche Chancen auf den Weltmärkten, so liegt der Exportanteil der Windenergieindustrie schon jetzt bei mehr als 60 Prozent.
Konkrete Erfolgsbeispiele des praktizierten Klimaschutzes zeigt eine neue Broschüre mit dem Titel "Klimaschutz konkret. 150 Beispiele aus NRW", die anlässlich der Tagung präsentiert wurde. Die Publikation, die über die EnergieAgentur.NRW (Tel. 01805 / 19 0000) erhältlich ist, stellt prägnant und übersichtlich gelungene Projekte vor - von der energieeffizient sanierten Siedlung, der energiesparenden Produktion bis zum effizienteren Kraftwerk.
Die Broschüre steht auch unter www.energieagentur.nrw.de oder www.wirtschaft.nrw.de zur Verfügung.