Eigentlich wollte Sie nach dem Abitur 2016 Deutsch und Kunst auf Lehramt studieren, mit Münster stand der Studienort schon fest, doch dann begann Olivia Hecking an ihren Plänen zu zweifeln: „Ich dachte mir, mach erst einmal was Praktisches und Sinnvolles, worauf man aufbauen kann“, sagt die 23-jährige Neheimerin. Sie entschied sich gegen das Studium und für eine duale Ausbildung im Sanitär- und Heizungs-Betrieb ihres Vaters. Sie startete eine Lehre als Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Inzwischen ist Olivia auf der beruflichen Überholspur und wird in einem Jahr ihre Meisterprüfung ablegen, die dritte Reifeprüfung nach Abitur und Gesellenbrief.
„Diese Kehrtwende war schon überraschend“, erklärt Olivias Mutter Christiane. „Mein Mann und ich haben sie dazu nicht gedrängt, es war Olivias alleinige Entscheidung.“ Vater Harald, diplomierter Ingenieur, war ebenso überrascht: „Olivia, überleg Dir das noch einmal, ansonsten freue ich mich und heiße Dich im Betrieb herzlich willkommen.“ Olivias Entschluss stand, sie stieg in den Betrieb ein und begann die duale Ausbildung. Bruder Gilbert (21) absolvierte derweil eine Lehre als Karosserie- und Fahrzeugbauer.
Text: Paul Senske Fotos: Susanne Droste
Olivias Ausbildung im väterlichen Betrieb nahm schnell und richtig an Fahrt auf. Aufgrund des Abiturs wurde die Ausbildung verkürzt, ihre schulischen Leistungen am Berufskolleg in Neheim-Hüsten waren überdurchschnittlich, auch die Abschlussnote der Gesellenprüfung im Sommer 2019 wurde sehr gut bewertet. Folglich nahm sie auch an einem regionalen Wettbewerb der besten Azubis ihres Gewerkes teil, worüber sie sich „sehr gefreut“ hat.
Der berufliche Erfolgsweg ging weiter, sie startete mit der Meisterausbildung. Im Mai 2022 steht die Meisterprüfung auf dem Programm. Olivia ist eine der wenigen Frauen in ihrem Gewerk, für das handwerkliche Fähigkeiten, hohes technisches Verständnis sowie grundlegende Kenntnisse insbesondere der Wasser-, Luft-, Umwelt- und Wärmetechnik wichtige Voraussetzungen sind.
„In meiner Berufsschulklasse war ich die einzige Frau.“
Olivias Talent und Interesse an ihrem Beruf kommen nicht von ungefähr. „Schon als Kind war sie motorisch begabt,“ erzählt Mutter Christiane, die für die Buchhaltung zuständig ist. „Sie musste was tun, dann war sie zufrieden.“ Olivia fühlt sich in der täglichen Arbeit mit ihrem Vater oder auch bei Einzelaufträgen pudelwohl. „Jeder Tag ist eine Herausforderung mit neuen Kunden und neuen Aufgaben. In diesem Beruf gibt es viele unterschiedliche Facetten und abwechslungsreiche Aufgaben. Man braucht nicht nur die Kraft, sondern auch den Kopf für die Planung. Das Wichtigste dabei ist, sorgfältig und sauber zu arbeiten, wie es auch die Vorschriften vorsehen. “ Für Olivia ist es auch wichtig, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. „Die Anzahl der umweltschonenden Anlagen mit geringem Co2-Ausstoß wird immer größer. Wir arbeiten mit neuen Technologien. Die Themen Energieeinsparung in der Haus- und Gebäudetechnik sowie Nachhaltigkeit spielen eine dominante Rolle.“
Olivia hat in ihrem Beruf eine „erfüllende Aufgabe“ gefunden. In einem Jahr steht die Meisterprüfung an. Ihre Pläne danach? Sie will alles Schritt für Schritt auf sich zukommen lassen, auch die Übernahme des Betriebes in dritter Generation könnte sie sich vorstellen. Ihre Eltern haben Olivia bei der Berufswahl freie Hand gelassen. „Wir üben auch künftig keinen Druck aus“, betont Mutter Christiane. „Das ist Olivias alleinige Entscheidung.“
Der Beruf des/r Anlagenmechanikers/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) gilt als breit gefächert, komplex und anspruchsvoll. Er umfasst die früheren Berufsbilder des Gas- und Wasserinstallateurs, des Heizungs- und Lüftungsbauers und schließt solar- und elektrotechnische Kenntnisse und Fertigkeiten ein. Auch der Bereich der Gebäudemanagement-Systeme wird immer wichtiger. Anlagenmechaniker/innen für SHK sind Experten in Sachen Gebäudetechnik. Sie montieren Rohrleitungen, warten und setzen Anlagen instand und beraten auch die Kunden. Die Auszubildenden erwerben in der dualen Ausbildung grundlegende Kenntnisse in der Wasser-, Wärme-, Klima- und Umwelttechnik bzw. erneuerbare Energien und spezialisieren sich dann. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Nach der Gesellenausbildung bestehen Weiterbildungsmöglichkeiten zum/r Kundendienst/Servicetechniker/in, zum Meister und zum/r Staatlich geprüften Techniker/in.
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