Erzieher und Erzieherin: Viel mehr als „Irgendwas mit Menschen“
„Erzieher/innen beobachten das Verhalten und Befinden von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, betreuen und fördern sie, analysieren die Ergebnisse nach pädagogischen Grundsätzen und beurteilen z.B. Entwicklungsstand, Motivation oder Sozialverhalten.“
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Patrick Bicher, 31, Leiter der Katholischen Kindertageseinrichtung St. Antonius in Rönkhausen und Nina Gloessner, 27, Heimerzieherin in der zum Josefshaus der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe gehörenden Klärungsgruppe „Mia I“, diese Zeilen im Klassiker „Beruf aktuell“ der Bundesagentur für Arbeit lasen. Patrick Bicher empfängt uns am Eingang seines Arbeitsortes. Er startete seine Berufslaufbahn nach einem Realschulabschluss mit einer Lehre zum Maurer, spürte jedoch über seine nebenberufliche Tätigkeit im Jugendzentrum Attendorn und im Ganztag der Albert Schweitzer-Schule in Attendorn rasch zusätzliche Begabungen. Darauf musste er zum Teil auch hingewiesen werden: „Irgendwann meinte eine Mitarbeiterin, die mir immer eine Mentorin gewesen war, du machst das so gut hier, kannst du dir nicht auch vorstellen, Erzieher zu werden? Werd´ doch so cool wie ich!“ Gesagt, getan. Scheinbar sind solche persönlichen Wegweiser an der richtigen Stelle gerade im sozialen Bereich wichtig.
Text: Stefan Schröder Fotos: Gaby Selbach
„Man braucht als Mann schon einigen Mut für diese Ausbildung und die Gelassenheit, auch mal dumme Sprüche aus dem Freundeskreis auszuhalten“, erläutert er. Dabei sind gerade in unserer „untervaterten“ Gesellschaft männliche Bezugspersonen gefragter denn je. Mittlerweile hat Patrick auf seinen Abschluss als staatlich anerkannter Erzieher einen Bachelor in Sozialpädagogik und Sozialmanagement gesattelt. „Man kann sagen, ich leite jetzt ein mittelständisches Unternehmen“, schmunzelt er, während er uns durch die helle Kindertagesstätte führt, in der aktuell 63 Kinder durch zehn Fachkräfte gefördert werden. Neben den konkreten erzieherischen Arbeiten kommen auf eine pädagogische Fachkraft Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben zu sowie teils herausfordernde Gespräche mit Personensorgeberechtigten. „Diese Mischung macht es immer wieder spannend“, zieht Patrick sein Fazit und stellt kurz vor Feierabend noch rasch ein Kuscheltier zurück aufs Gruppensofa.
„Empathie und Vielseitigkeit“ sind laut Nina Gloessner die Kernkompetenzen des Berufes. Sie öffnet die Tür zum Wintergarten der Klärungsgruppe. Hier wohnen Kinder nach familiären Krisen, zu deren Lösung Familien und Jugendämter zunächst ein Getrenntleben der Kinder bevorzugen. Ihr Nachtdienst beginnt, es wuselt in der Gruppe, Übergänge in die nächste Tagesphase sind immer etwas wackelig, aber sie nimmt sich Zeit. „Das hier muss man können. Und man muss es wollen“, antwortet sie bestimmt auf unsere Frage nach ihrer Motivation. Nach Fachabitur, einigen Semestern Germanistik an der Uni und einem Bundesfreiwilligendienst in einer heilpädagogischen Waldorfschule absolviert sie nun eine „Praxisintegrierte Ausbildung“. „Drei Tage bin ich hier im Betrieb, zwei an der Schule“, erläutert sie. Was ist, ihrer Erfahrung nach, eine unabdingbare Voraussetzung für die erziehende Arbeit mit Menschen? „Man muss es bedingungslos tun und nicht, weil man Dankbarkeit oder Anerkennung erwartet. Diese Kinder sind keine Problemkinder. Das Problem liegt eher an den Umständen und an dem System, in welchem sie ihre ersten Lebensschritte gemacht haben“, fasst Nina druckreif zusammen, bevor sie in die Gruppe zurückkehrt, um den Kindern Halt, Struktur und Ressourcen zu geben.
Kindertagesstätten und Einrichtungen der stationären Jugendhilfe sind hauptsächliche Tätigkeitsfelder für Erzieher und Erzieherinnen. Daneben finden sie Anstellung beispielsweise in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen oder Suchtberatungsstellen. Die Ausbildungswege variieren von Bundesland zu Bundesland und sind auch innerhalb der Bundesländer recht vielfältig. Wie wir an Patrick und Nina gesehen haben: Wo ein Wille ist, ist immer auch ein Weg.
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