Olsberg. „Wenn ich am Ende des Arbeitstages etwas abgieße und das heiße Eisen fließen sehe, dann ist das jedes Mal etwas Besonderes“, sagt Jonas Tebbe. Der Siedlinghauser, der 2021 seine Ausbildung beendete, hat mit dem „Gießereimechaniker – Schwerpunkt Handformguss“ seinen Traumberuf gefunden. Das sagt er nicht, das spürt man und sieht es ihm an. Wir müssen schauen, direkt vor Ort, was diesen 25-Jährigen so begeistert. Ab in die Gießerei der Olsberg GmbH!
Text: Sonja Funke Fotos: Iris Böning
Die Tür öffnet sich. Zwei, drei Schritte und da steht Jonas Tebbe schon: ausgerüstet mit Schutzbrille, Schutzkleidung und vor einem Kessel, aus dem die Funken sprühen. Er gießt kleine Eisen-Taler für die Materialprobe. Qualitätsmanagement muss sein. Mit einem riesigen Thermometer misst er die Temperatur dieser eisernen Flüssigkeit und ist zufrieden. 1380 Grad! Geschmolzen im großen Kupol-Ofen. Dieses Haptische fasziniert auch die WOLL-Reporter sofort.
Erst die Form zu bauen, dann Kerne einzusetzen, damit der Guss später auch Hohlräume für zum Beispiel Elektromotoren oder Pumpen hat. Endlich zu gießen und schließlich das oft riesige Endprodukt zu sehen. All dies gibt Jonas Tebbe eine große Zufriedenheit. „Manchmal habe ich über alle Arbeitsschritte die Verantwortung für ein ganzes Stück“, freut sich der 25-Jährige. Er identifizierte sich von Anfang an mit diesem Job. Was an Fähigkeiten mitzubringen ist? „Man sollte rechnen können, naturwissenschaftlich interessiert sein und auch technisches Zeichnen gut finden.“ Zwischen 50 Kilogramm und bis zu 8 Tonnen sind die Einzelanfertigungen schwer. Die Auftraggeber liefern die Modelle, anhand derer erst die Form aus Sand gefertigt und in diese dann das Eisen gegossen wird. Drei bis vier Stücke stellen die Handformer am Tag her - vom Kontergewicht für den Industrieroboter bis zum Pumpengehäuse.
Vor Ort, in der Gießerei, geht es nun ans Eingemachte. Wie große Schubladen wirken die Formkästen. Der große Topf mit dem flüssigen Eisen fährt heran. „Bitte ein paar Schritte zurückgehen!“ Schon fließt das Eisen in die Negativform aus Sand und bahnt sich seinen Weg. „Wenn ich als Former Mist mache, kann ich schon mal locker 20.000 Euro im wahrsten Sinne in den Sand setzen. Ich passe auf, bei jedem Arbeitsschritt“, sagt Jonas Tebbe. Erst am nächsten Tag, wenn alles abgekühlt ist, kann er sehen, ob das 2 x 2 Meter große Getriebegehäuse gut gelungen ist. Hat alles geklappt? Muss möglichst wenig nachgeschliffen werden? Die Handformer tragen die Verantwortung.
„Der Beruf ist leider nicht so bekannt, dabei ist er sehr vielfältig. Noch dazu brauchen viele Unternehmen in unserer Region zwischen Hallenberg und Soest die Gießereimechaniker“, unterstreicht Personalleiterin Dagmar Srajek. An der Ausbildung bei der Olsberg GmbH ist besonders, dass hier noch viele handgeformte Gussteile hergestellt werden. „Unsere Handformerei hat schon eine gute Größe. Wir nehmen nach vier Wochen Grundausbildung hier im Betrieb auch die Prüfung für Azubis anderer Unternehmen ab - ein echter Vertrauensbeweis.“ Und: Wer einmal die Handformerei erlernt hat, ist begehrt, denn er kommt mit dieser Basis auch an jeder Maschine klar.
Jonas Tebbe war ein Selbstläufer. „Schon nach zwei Wochen Praktikum habe ich auf ein halbes Jahr verlängert. Hier sehe ich, wofür ich Mathe oder Physik gebraucht habe.“ Dabei hatte der 25-Jährige es erst als Chemisch-Technischer Assistent probiert. „Die Theorie war spannend, aber die Praxis im Labor war nichts für mich. Hier sehe ich jeden Abend, was ich gemacht habe. Dies ist das Passende.“
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