Deutscher Qualifikationsrahmen sorgt mit acht Kompetenzniveaus für mehr Transparenz

Er ist relativ unbekannt, aber wichtig, weil er die Orientierung im umfangreichen deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem erleichtert und maßgeblich zur Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa beiträgt. Der deutsche Qualifikationsrahmen für ein lebenslanges Lernen (DQR) charakterisiert alle Qualifikationen und ordnet sie in acht Kompetenzstufen ein. Der am 1. Mai 2013 in Kraft getretene DQR vergleicht dabei direkt alle schulischen, akademischen und beruflichen Abschlüsse in ihrer Wertigkeit und ist ein bedeutendes Dokument der Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung. So hat ein Industriemeister die gleiche Wertigkeit wie ein Bachelor-Abschluss an einer Hochschule. Beide sind der (hohen) Kompetenzstufe 6 zugeordnet. Ausbildungsberufe mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildung sind in der Stufe 4.

Text: Paul Senske
Illustrationen: Christel Zidi

Kein Anlass für „akademischen Dünkel“

Wenn man so will, ist der Deutsche Qualifikationsrahmen ein „amtliches Dokument“, das die Vorstellung, allein die akademische Bildung mache „selig“ und nur sie eröffne glänzende berufliche Perspektiven, zumindest theoretisch widerlegt. Er zeigt zudem, dass kein Anlass für den sogenannten „akademischen Dünkel“, der sich bisweilen durch Überheblichkeit und Ignoranz der beruflichen Bildung gegenüber äußert, besteht und die Akademisierungsquote zum zentralen Maßstab der Bildungspolitik zu machen, fragwürdig war und ist. Der DQR ist auch und besonders ein Indikator für die Weiterbildung als Schlüssel für Aufstieg und damit Erfolg im Berufsleben.

Der DQR, der das achtstufige europäische Modell (EQR) auf Deutschland überträgt, hilft dabei, die eigenen Kompetenzen einzuordnen und gibt Hinweise darauf, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten man für die Weiterbildung noch benötigt. Sei es als Referenzrahmen, Übersetzungshilfe oder als Argument für lebenslanges Lernen: Der DQR zeigt, welche Kompetenzen und Fähigkeiten sich hinter einer Qualifikation verbergen, was auch für Arbeitgeber und deren Personalchefs wichtig ist. Nicht zuletzt werden im Zuge der europäischen Harmonisierung die nationalen Qualifikationen besser verständlich. Die duale Ausbildung ist im europäischen Ausland kaum vorhanden. Sie ist daher in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal auf höchstem Niveau.

Fach- und Personalkompetenzen werden beschrieben

Grundsätzlich gilt bei dem achtstufigen Kompetenzmodell: Je höher das Niveau, desto höher sind die erworbenen fachlichen und persönlichen Kompetenzen. Die acht Stufen beschreiben die Fachkompetenz (Wissen, Fertigkeiten) und die Personalkompetenz (Sozialkompetenz und Selbstständigkeit). Die Stufe 1 (Berufsausbildungsvorbereitung) ordnet die Kompetenzen u. a. „zur Erfüllung einfacher Anforderungen in einem überschaubar und stabil strukturierten Lern- oder Arbeitsbereich“ ein. Gefordert wird „allgemeines elementares Wissen“. Die Erfüllung der Aufgaben erfolgt „unter Anleitung“.  Die höchste Stufe 8 (Promotion) sieht u. a. Kompetenzen zur Gewinnung von Forschungsergebnissen in einem wissenschaftlichen Fach oder zur Entwicklung innovativer Lösungen und Verfahren in einem beruflichen Tätigkeitsfeld vor.

Für die berufliche Bildung gilt: Ausbildungsabschlüsse mit zweijähriger Ausbildungszeit sind dem DQR-Niveau 3 zugeordnet, die mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildungszeit der Stufe 4. Die Stufe 4 beschreibt Kompetenzen, die zur „selbstständigen Planung und Bearbeitung fachlicher Aufgabenstellungen in einem umfassenden, sich verändernden Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld benötigt werden“. Bei der Fachkompetenz werden „vertieftes allgemeines Wissen oder fachtheoretisches Wissen in einem Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld“ erwartet.

Abschlüsse der höheren Berufsbilder wie Fachwirt, Meister oder Fachkaufleute gehören in die Kategorie 6 und sind damit auf derselben Stufe wie der Bachelor der Hochschulen.  Eine Stufe höher (7) sind Abschlüsse als Betriebswirt, Technischer Betriebswirt oder Berufspädagogen angesiedelt und damit gleichrangig zum Master und Diplom der Hochschulen. Wichtig: Das jeweilige DQR-Niveau wird auf den Aus- und Weiterbildungszeugnissen ausgewiesen.

Neue Bezeichnungen für höherqualifizierte Berufsausbildung

Um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu dokumentieren, wurden ab dem 1. Januar 2020 neue Abschlussbezeichnungen für die höherqualifizierte Berufsausbildung festgelegt. Abschlüsse der Niveaustufe 6 erhielten die Bezeichnung „Bachelor Professional“ (Berufs-Bachelor), die der Stufe 7 die Bezeichnung „Master Professional“ (Berufs-Bachelor). Diese neuen Bezeichnungen sind teilweise auf Kritik gestoßen. Beispielsweise sieht Dr. Regina Flake, eine ausgewiesene Expertin u. a. für Aus- und Weiterbildung sowie Fachkräftesicherung des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, die neuen Bezeichnungen fragwürdig. Es werde durch diese „Etiketten“ versucht, die hochwertige berufliche Qualifizierung an die Marke Studium anzulehnen, anstatt auf die Eigenständigkeit des dualen Systems zu setzen, so Flake. Insgesamt müssten die Vorzüge der dualen Ausbildung besser kommuniziert werden, um junge Menschen für diese Berufswege zu gewinnen.

Auch wenn weiterhin einige Kategorien schwer „zu greifen“, weil zu abstrakt gesehen werden: Insgesamt wird dem jährlich aktualisierten Deutschen Qualifikationsrahmen große Bedeutung attestiert. Er ist eine wichtige Orientierungshilfe im deutschen und europäischen Bildungssystem. Lebenslanges Lernen ist keine leere Floskel, sondern in der Berufswelt überlebenswichtig.

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Deutscher Qualifikationsrahmen sorgt mit acht Kompetenzniveaus für mehr Transparenz

Er ist relativ unbekannt, aber wichtig, weil er die Orientierung im umfangreichen deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem erleichtert und maßgeblich zur Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa beiträgt. Der deutsche Qualifikationsrahmen für ein lebenslanges Lernen (DQR) charakterisiert alle Qualifikationen und ordnet sie in acht Kompetenzstufen ein. Der am 1. Mai 2013 in Kraft getretene DQR vergleicht dabei direkt alle schulischen, akademischen und beruflichen Abschlüsse in ihrer Wertigkeit und ist ein bedeutendes Dokument der Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung. So hat ein Industriemeister die gleiche Wertigkeit wie ein Bachelor-Abschluss an einer Hochschule. Beide sind der (hohen) Kompetenzstufe 6 zugeordnet. Ausbildungsberufe mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildung sind in der Stufe 4.

Text: Paul Senske
Illustrationen: Christel Zidi

Kein Anlass für „akademischen Dünkel“

Wenn man so will, ist der Deutsche Qualifikationsrahmen ein „amtliches Dokument“, das die Vorstellung, allein die akademische Bildung mache „selig“ und nur sie eröffne glänzende berufliche Perspektiven, zumindest theoretisch widerlegt. Er zeigt zudem, dass kein Anlass für den sogenannten „akademischen Dünkel“, der sich bisweilen durch Überheblichkeit und Ignoranz der beruflichen Bildung gegenüber äußert, besteht und die Akademisierungsquote zum zentralen Maßstab der Bildungspolitik zu machen, fragwürdig war und ist. Der DQR ist auch und besonders ein Indikator für die Weiterbildung als Schlüssel für Aufstieg und damit Erfolg im Berufsleben.

Der DQR, der das achtstufige europäische Modell (EQR) auf Deutschland überträgt, hilft dabei, die eigenen Kompetenzen einzuordnen und gibt Hinweise darauf, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten man für die Weiterbildung noch benötigt. Sei es als Referenzrahmen, Übersetzungshilfe oder als Argument für lebenslanges Lernen: Der DQR zeigt, welche Kompetenzen und Fähigkeiten sich hinter einer Qualifikation verbergen, was auch für Arbeitgeber und deren Personalchefs wichtig ist. Nicht zuletzt werden im Zuge der europäischen Harmonisierung die nationalen Qualifikationen besser verständlich. Die duale Ausbildung ist im europäischen Ausland kaum vorhanden. Sie ist daher in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal auf höchstem Niveau.

Fach- und Personalkompetenzen werden beschrieben

Grundsätzlich gilt bei dem achtstufigen Kompetenzmodell: Je höher das Niveau, desto höher sind die erworbenen fachlichen und persönlichen Kompetenzen. Die acht Stufen beschreiben die Fachkompetenz (Wissen, Fertigkeiten) und die Personalkompetenz (Sozialkompetenz und Selbstständigkeit). Die Stufe 1 (Berufsausbildungsvorbereitung) ordnet die Kompetenzen u. a. „zur Erfüllung einfacher Anforderungen in einem überschaubar und stabil strukturierten Lern- oder Arbeitsbereich“ ein. Gefordert wird „allgemeines elementares Wissen“. Die Erfüllung der Aufgaben erfolgt „unter Anleitung“.  Die höchste Stufe 8 (Promotion) sieht u. a. Kompetenzen zur Gewinnung von Forschungsergebnissen in einem wissenschaftlichen Fach oder zur Entwicklung innovativer Lösungen und Verfahren in einem beruflichen Tätigkeitsfeld vor.

Für die berufliche Bildung gilt: Ausbildungsabschlüsse mit zweijähriger Ausbildungszeit sind dem DQR-Niveau 3 zugeordnet, die mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildungszeit der Stufe 4. Die Stufe 4 beschreibt Kompetenzen, die zur „selbstständigen Planung und Bearbeitung fachlicher Aufgabenstellungen in einem umfassenden, sich verändernden Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld benötigt werden“. Bei der Fachkompetenz werden „vertieftes allgemeines Wissen oder fachtheoretisches Wissen in einem Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld“ erwartet.

Abschlüsse der höheren Berufsbilder wie Fachwirt, Meister oder Fachkaufleute gehören in die Kategorie 6 und sind damit auf derselben Stufe wie der Bachelor der Hochschulen.  Eine Stufe höher (7) sind Abschlüsse als Betriebswirt, Technischer Betriebswirt oder Berufspädagogen angesiedelt und damit gleichrangig zum Master und Diplom der Hochschulen. Wichtig: Das jeweilige DQR-Niveau wird auf den Aus- und Weiterbildungszeugnissen ausgewiesen.

Neue Bezeichnungen für höherqualifizierte Berufsausbildung

Um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu dokumentieren, wurden ab dem 1. Januar 2020 neue Abschlussbezeichnungen für die höherqualifizierte Berufsausbildung festgelegt. Abschlüsse der Niveaustufe 6 erhielten die Bezeichnung „Bachelor Professional“ (Berufs-Bachelor), die der Stufe 7 die Bezeichnung „Master Professional“ (Berufs-Bachelor). Diese neuen Bezeichnungen sind teilweise auf Kritik gestoßen. Beispielsweise sieht Dr. Regina Flake, eine ausgewiesene Expertin u. a. für Aus- und Weiterbildung sowie Fachkräftesicherung des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, die neuen Bezeichnungen fragwürdig. Es werde durch diese „Etiketten“ versucht, die hochwertige berufliche Qualifizierung an die Marke Studium anzulehnen, anstatt auf die Eigenständigkeit des dualen Systems zu setzen, so Flake. Insgesamt müssten die Vorzüge der dualen Ausbildung besser kommuniziert werden, um junge Menschen für diese Berufswege zu gewinnen.

Auch wenn weiterhin einige Kategorien schwer „zu greifen“, weil zu abstrakt gesehen werden: Insgesamt wird dem jährlich aktualisierten Deutschen Qualifikationsrahmen große Bedeutung attestiert. Er ist eine wichtige Orientierungshilfe im deutschen und europäischen Bildungssystem. Lebenslanges Lernen ist keine leere Floskel, sondern in der Berufswelt überlebenswichtig.

Deutscher Qualifikationsrahmen sorgt mit acht Kompetenzniveaus für mehr Transparenz

Er ist relativ unbekannt, aber wichtig, weil er die Orientierung im umfangreichen deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem erleichtert und maßgeblich zur Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa beiträgt. Der deutsche Qualifikationsrahmen für ein lebenslanges Lernen (DQR) charakterisiert alle Qualifikationen und ordnet sie in acht Kompetenzstufen ein. Der am 1. Mai 2013 in Kraft getretene DQR vergleicht dabei direkt alle schulischen, akademischen und beruflichen Abschlüsse in ihrer Wertigkeit und ist ein bedeutendes Dokument der Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung. So hat ein Industriemeister die gleiche Wertigkeit wie ein Bachelor-Abschluss an einer Hochschule. Beide sind der (hohen) Kompetenzstufe 6 zugeordnet. Ausbildungsberufe mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildung sind in der Stufe 4.

Text: Paul Senske
Illustrationen: Christel Zidi

Kein Anlass für „akademischen Dünkel“

Wenn man so will, ist der Deutsche Qualifikationsrahmen ein „amtliches Dokument“, das die Vorstellung, allein die akademische Bildung mache „selig“ und nur sie eröffne glänzende berufliche Perspektiven, zumindest theoretisch widerlegt. Er zeigt zudem, dass kein Anlass für den sogenannten „akademischen Dünkel“, der sich bisweilen durch Überheblichkeit und Ignoranz der beruflichen Bildung gegenüber äußert, besteht und die Akademisierungsquote zum zentralen Maßstab der Bildungspolitik zu machen, fragwürdig war und ist. Der DQR ist auch und besonders ein Indikator für die Weiterbildung als Schlüssel für Aufstieg und damit Erfolg im Berufsleben.

Der DQR, der das achtstufige europäische Modell (EQR) auf Deutschland überträgt, hilft dabei, die eigenen Kompetenzen einzuordnen und gibt Hinweise darauf, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten man für die Weiterbildung noch benötigt. Sei es als Referenzrahmen, Übersetzungshilfe oder als Argument für lebenslanges Lernen: Der DQR zeigt, welche Kompetenzen und Fähigkeiten sich hinter einer Qualifikation verbergen, was auch für Arbeitgeber und deren Personalchefs wichtig ist. Nicht zuletzt werden im Zuge der europäischen Harmonisierung die nationalen Qualifikationen besser verständlich. Die duale Ausbildung ist im europäischen Ausland kaum vorhanden. Sie ist daher in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal auf höchstem Niveau.

Fach- und Personalkompetenzen werden beschrieben

Grundsätzlich gilt bei dem achtstufigen Kompetenzmodell: Je höher das Niveau, desto höher sind die erworbenen fachlichen und persönlichen Kompetenzen. Die acht Stufen beschreiben die Fachkompetenz (Wissen, Fertigkeiten) und die Personalkompetenz (Sozialkompetenz und Selbstständigkeit). Die Stufe 1 (Berufsausbildungsvorbereitung) ordnet die Kompetenzen u. a. „zur Erfüllung einfacher Anforderungen in einem überschaubar und stabil strukturierten Lern- oder Arbeitsbereich“ ein. Gefordert wird „allgemeines elementares Wissen“. Die Erfüllung der Aufgaben erfolgt „unter Anleitung“.  Die höchste Stufe 8 (Promotion) sieht u. a. Kompetenzen zur Gewinnung von Forschungsergebnissen in einem wissenschaftlichen Fach oder zur Entwicklung innovativer Lösungen und Verfahren in einem beruflichen Tätigkeitsfeld vor.

Für die berufliche Bildung gilt: Ausbildungsabschlüsse mit zweijähriger Ausbildungszeit sind dem DQR-Niveau 3 zugeordnet, die mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildungszeit der Stufe 4. Die Stufe 4 beschreibt Kompetenzen, die zur „selbstständigen Planung und Bearbeitung fachlicher Aufgabenstellungen in einem umfassenden, sich verändernden Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld benötigt werden“. Bei der Fachkompetenz werden „vertieftes allgemeines Wissen oder fachtheoretisches Wissen in einem Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld“ erwartet.

Abschlüsse der höheren Berufsbilder wie Fachwirt, Meister oder Fachkaufleute gehören in die Kategorie 6 und sind damit auf derselben Stufe wie der Bachelor der Hochschulen.  Eine Stufe höher (7) sind Abschlüsse als Betriebswirt, Technischer Betriebswirt oder Berufspädagogen angesiedelt und damit gleichrangig zum Master und Diplom der Hochschulen. Wichtig: Das jeweilige DQR-Niveau wird auf den Aus- und Weiterbildungszeugnissen ausgewiesen.

Neue Bezeichnungen für höherqualifizierte Berufsausbildung

Um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu dokumentieren, wurden ab dem 1. Januar 2020 neue Abschlussbezeichnungen für die höherqualifizierte Berufsausbildung festgelegt. Abschlüsse der Niveaustufe 6 erhielten die Bezeichnung „Bachelor Professional“ (Berufs-Bachelor), die der Stufe 7 die Bezeichnung „Master Professional“ (Berufs-Bachelor). Diese neuen Bezeichnungen sind teilweise auf Kritik gestoßen. Beispielsweise sieht Dr. Regina Flake, eine ausgewiesene Expertin u. a. für Aus- und Weiterbildung sowie Fachkräftesicherung des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, die neuen Bezeichnungen fragwürdig. Es werde durch diese „Etiketten“ versucht, die hochwertige berufliche Qualifizierung an die Marke Studium anzulehnen, anstatt auf die Eigenständigkeit des dualen Systems zu setzen, so Flake. Insgesamt müssten die Vorzüge der dualen Ausbildung besser kommuniziert werden, um junge Menschen für diese Berufswege zu gewinnen.

Auch wenn weiterhin einige Kategorien schwer „zu greifen“, weil zu abstrakt gesehen werden: Insgesamt wird dem jährlich aktualisierten Deutschen Qualifikationsrahmen große Bedeutung attestiert. Er ist eine wichtige Orientierungshilfe im deutschen und europäischen Bildungssystem. Lebenslanges Lernen ist keine leere Floskel, sondern in der Berufswelt überlebenswichtig.

Deutscher Qualifikationsrahmen sorgt mit acht Kompetenzniveaus für mehr Transparenz

Er ist relativ unbekannt, aber wichtig, weil er die Orientierung im umfangreichen deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem erleichtert und maßgeblich zur Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa beiträgt. Der deutsche Qualifikationsrahmen für ein lebenslanges Lernen (DQR) charakterisiert alle Qualifikationen und ordnet sie in acht Kompetenzstufen ein. Der am 1. Mai 2013 in Kraft getretene DQR vergleicht dabei direkt alle schulischen, akademischen und beruflichen Abschlüsse in ihrer Wertigkeit und ist ein bedeutendes Dokument der Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung. So hat ein Industriemeister die gleiche Wertigkeit wie ein Bachelor-Abschluss an einer Hochschule. Beide sind der (hohen) Kompetenzstufe 6 zugeordnet. Ausbildungsberufe mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildung sind in der Stufe 4.

Text: Paul Senske
Illustrationen: Christel Zidi

Kein Anlass für „akademischen Dünkel“

Wenn man so will, ist der Deutsche Qualifikationsrahmen ein „amtliches Dokument“, das die Vorstellung, allein die akademische Bildung mache „selig“ und nur sie eröffne glänzende berufliche Perspektiven, zumindest theoretisch widerlegt. Er zeigt zudem, dass kein Anlass für den sogenannten „akademischen Dünkel“, der sich bisweilen durch Überheblichkeit und Ignoranz der beruflichen Bildung gegenüber äußert, besteht und die Akademisierungsquote zum zentralen Maßstab der Bildungspolitik zu machen, fragwürdig war und ist. Der DQR ist auch und besonders ein Indikator für die Weiterbildung als Schlüssel für Aufstieg und damit Erfolg im Berufsleben.

Der DQR, der das achtstufige europäische Modell (EQR) auf Deutschland überträgt, hilft dabei, die eigenen Kompetenzen einzuordnen und gibt Hinweise darauf, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten man für die Weiterbildung noch benötigt. Sei es als Referenzrahmen, Übersetzungshilfe oder als Argument für lebenslanges Lernen: Der DQR zeigt, welche Kompetenzen und Fähigkeiten sich hinter einer Qualifikation verbergen, was auch für Arbeitgeber und deren Personalchefs wichtig ist. Nicht zuletzt werden im Zuge der europäischen Harmonisierung die nationalen Qualifikationen besser verständlich. Die duale Ausbildung ist im europäischen Ausland kaum vorhanden. Sie ist daher in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal auf höchstem Niveau.

Fach- und Personalkompetenzen werden beschrieben

Grundsätzlich gilt bei dem achtstufigen Kompetenzmodell: Je höher das Niveau, desto höher sind die erworbenen fachlichen und persönlichen Kompetenzen. Die acht Stufen beschreiben die Fachkompetenz (Wissen, Fertigkeiten) und die Personalkompetenz (Sozialkompetenz und Selbstständigkeit). Die Stufe 1 (Berufsausbildungsvorbereitung) ordnet die Kompetenzen u. a. „zur Erfüllung einfacher Anforderungen in einem überschaubar und stabil strukturierten Lern- oder Arbeitsbereich“ ein. Gefordert wird „allgemeines elementares Wissen“. Die Erfüllung der Aufgaben erfolgt „unter Anleitung“.  Die höchste Stufe 8 (Promotion) sieht u. a. Kompetenzen zur Gewinnung von Forschungsergebnissen in einem wissenschaftlichen Fach oder zur Entwicklung innovativer Lösungen und Verfahren in einem beruflichen Tätigkeitsfeld vor.

Für die berufliche Bildung gilt: Ausbildungsabschlüsse mit zweijähriger Ausbildungszeit sind dem DQR-Niveau 3 zugeordnet, die mit drei- bzw. dreieinhalbjähriger Ausbildungszeit der Stufe 4. Die Stufe 4 beschreibt Kompetenzen, die zur „selbstständigen Planung und Bearbeitung fachlicher Aufgabenstellungen in einem umfassenden, sich verändernden Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld benötigt werden“. Bei der Fachkompetenz werden „vertieftes allgemeines Wissen oder fachtheoretisches Wissen in einem Lernbereich oder beruflichen Tätigkeitsfeld“ erwartet.

Abschlüsse der höheren Berufsbilder wie Fachwirt, Meister oder Fachkaufleute gehören in die Kategorie 6 und sind damit auf derselben Stufe wie der Bachelor der Hochschulen.  Eine Stufe höher (7) sind Abschlüsse als Betriebswirt, Technischer Betriebswirt oder Berufspädagogen angesiedelt und damit gleichrangig zum Master und Diplom der Hochschulen. Wichtig: Das jeweilige DQR-Niveau wird auf den Aus- und Weiterbildungszeugnissen ausgewiesen.

Neue Bezeichnungen für höherqualifizierte Berufsausbildung

Um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu dokumentieren, wurden ab dem 1. Januar 2020 neue Abschlussbezeichnungen für die höherqualifizierte Berufsausbildung festgelegt. Abschlüsse der Niveaustufe 6 erhielten die Bezeichnung „Bachelor Professional“ (Berufs-Bachelor), die der Stufe 7 die Bezeichnung „Master Professional“ (Berufs-Bachelor). Diese neuen Bezeichnungen sind teilweise auf Kritik gestoßen. Beispielsweise sieht Dr. Regina Flake, eine ausgewiesene Expertin u. a. für Aus- und Weiterbildung sowie Fachkräftesicherung des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, die neuen Bezeichnungen fragwürdig. Es werde durch diese „Etiketten“ versucht, die hochwertige berufliche Qualifizierung an die Marke Studium anzulehnen, anstatt auf die Eigenständigkeit des dualen Systems zu setzen, so Flake. Insgesamt müssten die Vorzüge der dualen Ausbildung besser kommuniziert werden, um junge Menschen für diese Berufswege zu gewinnen.

Auch wenn weiterhin einige Kategorien schwer „zu greifen“, weil zu abstrakt gesehen werden: Insgesamt wird dem jährlich aktualisierten Deutschen Qualifikationsrahmen große Bedeutung attestiert. Er ist eine wichtige Orientierungshilfe im deutschen und europäischen Bildungssystem. Lebenslanges Lernen ist keine leere Floskel, sondern in der Berufswelt überlebenswichtig.

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